Strahlenschäden
Strahlenschaden an der Brust
Frequenz
Mit modernen Strahlentechnologien besteht für 23-27% der mit Brustkrebs bestrahlten Patienten 5 Jahre nach Strahlentherapie ein Risiko von Hautläsion 2. Grades oder höher. Das Risiko, von chronischen Schmerzen, liegt bei 8,4-11,9%. Allerdings waren 90% der Patientinnen trotzdem mit dem Ergebnis der Strahlentherapie zufrieden .
Merkmale aktinischer Läsionen der Brüste.
Spontanverlauf
Die spontane Entwicklung kann durch eine langsame Zunahme der Schmerzen und der Brusthärte gekennzeichnet sein. Es kann zu schmerzhaften Geschwüren kommen, die nicht heilen.
Behandlungsziel
Verbesserung des ästhetischen Erscheinungsbildes der Brust, Verringerung ihrer Härte, Wundheilung, Verringerung von Ödemen des Arms, falls vorhanden.
Klinische Studien
- 2001: 32 Patientinnen mit Strahlenschaden an der Brust erhielten HBOT (nur 25 Behandlungen) und 12 nicht. HBOT brachte eine erhebliche Besserung der Hautrötung und der Brustschwellung. 7 waren danach ganz beschwerdefrei. Patientinnen, die nicht HBOT erhielten, hingegen hatten alle 12 immer noch die gleichen Beschwerden.
- 2004: 19 Patientinnen, die Jahren nach der Bestrahlung immer noch eine Armschwellung hatten, wurden mit 30 HBOT behandelt. 1 Jahr nach der Behandlung hatten 3 eine Verminderung der Armschwellung um 20%, 12 Patientinnen sagten Ihr Arm war weicher geworden und 6 sagten Sie könnten Ihre Schulter besser bewegen.
- 2004: 10 Frauen immer noch mit Armschwellung bis 9 Jahren nach der Bestrahlung erhielten 20 HBOT. 8 hatten 1 Jahr nach HBOT eine Verminderung der Armschwellung um 38%. Nach 20 HBOT, wurde einen Anstieg von Wachstumsfaktoren gemessen.
- 2016: 2538 Patientinnen mit chronischem Strahlenschaden wurden mit HBOT behandelt. Die fünf häufigsten Schäden waren Osteoradionekrose (33,4 %), dermale Weichteilradionekrose (27,5 %), Strahlencystitis (18,6 %), Strahlenproktitis (9,2 %) und Kehlkopfradionekrose (4,8 %). Die Symptome, besserten oder verschwanden, je nach Art des Schadens in 76,7 % bis 92,6 % der Fälle.
- 2016: 57 Patientinnen wurden wegen Strahlenschäden an der Brust mit 47 HBOT behandelt. Neben der besseren Armbeweglichkeit, Brustschwellung, Hautgeschwüre, besserte sich den Schmerz in 81% der Patientinnen.
- 2018: HBOT wirkt nicht gegen die Teleangiektasien, die nach einer Bestrahlung auf die Haut erscheinen, Laser ist hingegen in solchen Situationen sehr wirksam.
- 2019: HBOT führt zu einer kontinuierlichen Zunahme der Gefässdichte im Bestrahlten Bereich.
- 2020: 67 Patientinnen wurden mit im Durchschnitt 44 HBOT behandelt. 1 Jahr nach HBOT hatten 87% positiv auf die Behandlung reagiert. Schmerz und Hautverdickung waren besser, die Armbeweglichkeit hat sich danach fast verdoppelt.
- 2021: Patientinnen mit Strahlenschaden an der Brust wurden operiert. Ein Teil davon erhielt HBOT vor und nach der Operation (Total 33 HBOT). Patienten die HBOT vor der Operation erhielten hatten ein geringeres Risiko auf postoperative Komplikationen.
- 2021: Über 1’000 Patientinnen mit Strahlenschaden an der Brust wurden mit mindestens 20 HBOT behandelt. Der Schmerz, die Brust- und Armbeschwerden besserten sich erheblich 3 Monaten nach HBOT. Die häufigste Nebenwirkung von HBOT war eine spontan rückgängige Kurzsichtigkeit in der Hälfte der Fälle und leichter Ohrenschmerz in17% der Fälle.
- 2022: 13 Patientinnen erhielten HBOT 70 Monate nach einer Brustoperation und nachfolgender Bestrahlung der Brust. 8 hatten zusätzlich eine Chemotherapie. Die Elastizität der Haut wurde vor und HBOT gemessen. HBOT erlaubte eine beinahe normalisierte Hautelastizität.
- 2023: In dieser Kritik der Literatur wurde festgestellt, dass HBOT hilfreich ist bei Strahlenschäden an der Brust. Allerdings seien die Studien eher klein und es würde an randomisierten Studien fehlen.
- 2023: 19 Frauen wurden ein Jahr nach der Operation mit 40 HBOT behandelt, um das Lymphödem zu verbessern. Die Teilnehmerinnen berichteten über signifikante Verbesserungen der Lebensqualität (körperliche Funktionsfähigkeit, Müdigkeit, Schlaflosigkeit sowie Brust- und Armsymptome). Die Verbesserungen erreichten ihren Höhepunkt nach 6 Monaten. Die Ergebnisse konnten nicht durch objektive Messungen bestätigt werden.
Praktischer Einsatz von HBOT
Die Behandlung wird als Monotherapie eingesetzt. Wie bei den meisten Strahlenverletzungen werden normalerweise 40 Sitzungen durchgeführt.
Strahlenschaden am Dickdarm
Häufigkeit
Mit moderner Bestrahlungstechnik, entwickeln 15% der bestrahlten Patienten mit Tumor der Prostata einen Strahlendarm Grad 2 oder höher. Die Zeichen der Strahlenproktitis bleiben auch bei optimaler Strahlenausrichtung hoch.
Merkmale des Strahlendarmes
Blut, Schleim im Stuhlgang Monaten bis Jahren nach der Bestrahlung. Durchfall, Schmerzen beim Stuhlabgang, Inkontinenz. Die endgültige Diagnose und Ausdehnung des Befall wird durch die Darmspiegelung und die Gewebeentnahme gestellt.
Spontanverlauf
Schwere Blutungen bis zur regelmässig notwendigen Bluttransfusion, Darminkontinenz, Schmerzen mit Verbrauch von starken Schmerzmitteln, Abwechseln von Durchfall und Verstopfung.
Behandlungsziele
Blutstillung, Heilung von Fisteln und Infektionen, Normalisierung der Darmtätigkeit, Verminderung der Schmerzen.
Klinische Studien
- 2006: 27 Männer wurden wegen Strahlenschaden nach Bestrahlung von Prostatakrebs. 18 (67%) hatten eine Heilung oder Verbesserung Ihrer Beschwerden mit 36 HBOT Behandlungen (29-60).
- Mehr Resultate 1990 bis 2007
- 2007: HBOT Patienten mit Strahlenproctitis verbesserten sich deutlich besser als Patienten, die kein HBOT bekommen haben.
- 2008: HBOT bringt eine deutliche Verbesserung der Beschwerden bei 120 Patienten mit Strahlenproctitis.
- 2008: 13 Frauen mit Strahlencystitis und Strahlenproctitis wurden mit HBOT behandelt. 5 von 6 Frauen hatten danach keine Blutungen mehr und 6 von 7 Frauen hatten keine Blasenschmerzen mehr. Narbenprobleme heilten in 2 von 2 Frauen.
- 2012: 11 Patienten mit Strahlencystitis hatten eine deutliche Besserung, von 4 Patienten mit Strahlenproctitis und starker Blutung konnte einen nicht geholfen werden. Die Resultate hielten jahrelang an.
- 2013: 39 Patienten entweder mit Strahlencystitis oder Strahlenproctitis oder mit beiden erhielten eine deutliche Besserung Ihrer Beschwerden mit 36 HBOT (28-40).
- 2013: Spezialisten in Strahlenschäden empfehlen HBOT für die Behandlung von Strahlencystis uns Strahlenproktitis
- 2015: 84% Verbesserung bei Strahlenproctitis und 85% bei Strahlencystitis in einer grossen Studie aus Australien.
- 2023: In dieser grösste bisher publizierte Kohorte von Patienten mit therapieresistenten Strahlenproktitis, die mit HBOT behandelt wurden, betrug die klinische Gesamtansprechrate 94,3 % (einschliesslich 62,5 % vollständiges Ansprechen) nach einem Median von 60 HBO-Sitzungen. Starke Darmblutungen brauchen mindestens 70 Sitzungen.
Praktischer Einsatz der HBO
Die Behandlung wird als Einzeltherapie verwendet bei Patienten die wenig Beschwerden haben. Dabei heilt meistens der krankhafte Befund aus und eine weitere Verschlechterung wird vermieden. Beim schwer blutenden Strahlendarm, wird die HBO additiv zu den blutstillenden Massnahmen verabreicht. HBO kann ambulant durchgeführt werden. Es werden mindestens 40 Sitzungen durchgeführt. Je nach klinischer Präsentation und Verlauf sind zusätzliche Behandlungen notwendig.
Strahlenschaden an der Blase
Häufigkeit
8-21% der bestrahlten Patienten mit Tumor der Prostata entwickeln eine Strahlenblase oft kombiniert mit einem Strahlendarm.
Merkmale der Strahlenblase
Blut in Urin, Schmerz beim Wasserlösen, vermehrter Drang bis Jahren nach Bestrahlung. Die endgültige Diagnose und das Ausmass der Beteiligung werden durch Zystoskopie und Gewebeentnahme festgestellt.
Spontanverlauf
Schwere Blutungen bis zur Bluttransfusion, Schrumpfblase, wiederholte Infektionen, künstliche Blase.
Behandlungsziele
Blutstillung, Vermeidung von Fisteln und Infektionen, Verbesserung des Harnabganges und der Blasenfunktion, Verminderung der Schmerzen.
Klinische Studien
- 1994: Die Makrohämaturie verschwand bei 16 von 20 Frauen und besserte sich bei 2 mit durchschnittlich 44 HBOT. Ein Vergleich der cystoskopischen Befunde vor und nach HBO zeigte einen signifikanten Rückgang hämorrhagischer Stellen und Teleangiektasien der Blasenschleimhaut.
- 1995: 40 Patienten mit bioptisch nachgewiesener Strahlencystitis mit 20 HBOT bei 3,0 ATA. Bei 37 Patienten verschwanden die Blutungen oder besserten sich. Nach 2 Jahren Nachbeobachtung betrug die Rezidivrate 0,12.
- 2003: 57 Patienten erhielten durchschnittlich 33 HBOT (9-68). Bei 49 Patienten kam es zu einer vollständigen oder teilweisen Heilung der Hämaturie.
- 2005: 60 Patienten erhielten durchschnittlich 32 HBOT. Bei 80 % kam es zu einer teilweisen oder völligen Auflösung der Blutung; diese Zahl stieg auf 96 %, wenn die Patienten innerhalb von 6 Monaten nach Beginn der Blutung behandelt wurden.
- 2012: 38 Patienten mit Strahlencystitis wurden mit durchschnittlich 62 HBOT ± 12 behandelt. Der Verlauf betrug 11,6 ± 3,7 Jahre. Nach 2 bzw. 4 Jahren (79–95 %) wurde eine hohe Wirksamkeit objektiver und subjektiver Befunde beobachtet. Nach 7 Jahren Nachbeobachtung gingen diese Verhältnisse leicht zurück (72–83 %), blieben danach jedoch stabil (75–88 %), ohne dass es zu schweren Unfällen kam. Eine frühzeitige Anwendung der HBOT nach Beginn der Hämaturie scheint zu einem günstigen Ergebnis zu führen.
- 2012: Die medizinischen Kosten eines Patienten, der an Strahlencystitis litt, wurden 3 Jahre lang verfolgt, 6 Monate vor der HBOT und 2,5 Jahre danach. HBOT reduzierte die Kosten für stationäre Aufnahmen, Konsultationen, Untersuchungen und Verfahren und ermöglichte über einen Zeitraum von 2,5 Jahren eine prognostizierte Einsparung im Gesundheitswesen von 187.483,96 australischen Dollar.
- 2013: 39 Patienten wurden mit 36 HBOT (28–40) behandelt. 76 % der Patienten mit Strahlencystitis, 89 % der Patienten mit Strahlenproktitis und 88 % der Patienten mit kombinierter Zystitis und Proktitis berichteten über eine deutliche Verbesserung ihres EPIC-Scores.
- 2017: 33 HBOT bei 38 Patienten heilten die Symptome einer Strahlencystitis in 86,8 % der Fälle und verbesserten die Symptome in 13,2 % der Fälle.
- 2019: In dieser randomisierten kontrollierten Studie zur Behandlungsabsicht wurde der Basis-EPIC-Score zur Bewertung herangezogen. Die Verbesserungen des EPIC-Scores betrugen 17,8 in der HBOT-Gruppe (30–40 Sitzungen) und 7,7 in der Kontrollgruppe.
- 2020: Insgesamt wurden 20 Arbeiten eingeholt, was zu einer Kohorte von 815 Patienten führte, die wegen Strahlencystitis mit hyperbarer Sauerstofftherapie behandelt wurden. Die gewichtete durchschnittliche Gesamt- und Vollantwortquote betrug 87,3 % bzw. 65,3 %. Bei 9,6 % der Patienten wurden unerwünschte Ereignisse beobachtet, bleibende Nebenwirkungen waren jedoch selten.
- 2022: 3 Patienten, die nach einer stereotaktischen Strahlentherapie eine urogenitale Toxizität 3. Grades entwickelten, wurden mit HBOT geheilt.
- 2022: HBOT scheint eine sichere und wirksame Behandlung für refraktäre hämorrhagische Zystitis nach Chemotherapie und hämatopoetischer Stammzelltransplantation zu sein.
- 2022: Nach Durchsicht von 48 Veröffentlichungen, die sich mit der Behandlung von Blutungen durch Strahlencystitis und Urethritis befassen, empfehlen die Autoren HBOT als Erstlinienbehandlung.
- 2022: Die Plasmaspiegel von VEGF-A waren bei Patienten mit Strahlencystitis deutlich erhöht und es gab einen starken Trend zu einer deutlichen Überexpression im Urin. Ein einziger HBOT zeigte eine Abnahme von VEGF-A bei Patienten mit Strahlencystitis.
- 2022: Leider kann eine strahleninduzierte hämorrhagische Zystitis zu einer anhaltenden oder intermittierenden Hämaturie führen. In diesen Fällen kann eine intravesikale Instillation adstringierender Wirkstoffe oder eine hyperbare Sauerstofftherapie die Symptome lindern.
- 2022: Wir behandelten 52 Patienten mit durchschnittlich 30 Sitzungen über einen Zeitraum von 6 Monaten und während 40 Monaten (6–68) weiter beobachtet. Man fand eine Reduzierung der Krankenhauseinweisungen pro Jahr aufgrund von Hämaturie von 2,8 auf 1,1 (p=0,001). 73,5 % der Patienten gaben an, dass es ihnen nach der Behandlung „sehr viel besser“ oder „viel besser“ ging.
- 2023: Diese kleinen Studien deuten darauf hin, dass HBOT bei Menschen mit späten Strahlenschäden, die Gewebe von Kopf, Hals, Blase und Rektum betreffen, mit verbesserten Ergebnissen verbunden sein könnte (Evidenz von niedriger bis mittlerer Vertrauenswürdigkeit).
Praktischer Einsatz der HBO
Die Behandlung wird als Einzeltherapie bei wenig symptomatischen Fällen verabreicht. Bei schweren hämorrhagischen Zystitiden wird die HBO additiv zu den blutstillenden Massnahmen verabreicht. HBO kann ambulant durchgeführt werden. Es werden durchschnittlich 40 Sitzungen durchgeführt. Je nach klinischer Präsentation und Verlauf werden bis 60 Sitzungen durchgeführt.
Strahlenschaden an den Stimmbänder
Häufigkeit
Es handelt sich glücklicherweise um eine seltene Komplikation der Krebsbestrahlung von Hals- oder Kehlkopfkrebsen. Genaue Angaben über ihre Häufigkeit sind nicht bekannt. Beginn meistens 2 Monate bis 25 Jahre nach Bestrahlung.
Merkmale des Strahlenschaden am Larynx
Monate oder Jahre nach einer Krebsbestrahlung der Stimmbänder kommt es zur Heiserkeit, Schluckstörung, Schluckschmerz, wiederholt Eindringen von Nahrung oder Flüssigkeit in den « falschen Hals ». Die Diagnose wird vom Hals Nasen Ohren Spezialist nach einer Spiegelung der Stimmbänder geäussert. Ohne Behandlung kann es zu Larynxgeschwür kommen, das die Stimmbänderentfernung notwendig macht (Laryngektomie). Auch mit dieser Operation muss mit möglichen Operationskomplikationen gerechnet werden wie Fistelbildungen, Wundheilungsstörung bis zur Tracheostomie.
Behandlungsziele
Vermeidung der Laryngektomie, Erhaltung der bestmöglichen Sprachqualität, Schliessung von Weichteilfisteln. Klassischerweise können Chandler Stadien I-II konservativ behandelt werden. Patienten mit Chandler III-IV sollten laut Literatur chirurgisch behandelt werden.
Klinische Studien
Es gibt keine kontrollierten Studien über die Behandlung der Radionekrose der Stimmbänder, egal mit welcher Behandlungsmethode. Mit insgesamt 6 kleineren Veröffentlichungen, meistens bei schweren Fällen, schliesst die hyperbare Sauerstofftherapie gut ab. Hier die wichtigsten Studien:
1998: HBOT war erfolgreich bei 5 Patienten mit schweren aktinischen Läsionen des Kehlkopfes. Eine nicht heilbare Tracheotomie konnte mit HBOT geschlossen werden.
2000: Der Kehlkopf wurde bei 13 von 18 Patienten mit schweren aktinischen Läsionen gerettet, Sie konnten ihre Stimme behalten und normal schlucken.
2005: Der Kehlkopf wurde bei 6 von 8 Patienten gerettet, die mit der klassischen Therapie sich nicht besserten.
2009: 6 weitere Patienten, die eine schwere Stimmverletzung erlitten hatten (4 Jahre bei Chandler), konnte der Kehlkopf in 5 Fälle gerettet werden.
2013: Die hyperbare Sauerstofftherapie ist nützlich, aber kann noch nicht als Goldstandard betrachtet werden.
Strahlenschaden an den Speicheldrüsen
Häufigkeit
Kommt mehr oder weniger stark bei fast allen Patienten vor, die wegen Krebs in Mund- Nackenbereich bestrahlt worden sind.
Merkmale
Verminderter Speichelfluss, der dazu führt dass die Patienten sich den Mund immer wieder mit Wasser oder Speichelersatz befeuchten müssen. Kann aber auch so stark sein, dass Sie nur noch flüssige Mahlzeiten zu sich nehmen können.
Diagnose
Meistens genügt es zu wissen, dass der Patient, der über Speichelmangel spricht, wegen Mundkrebs behandelt worden ist. Definitiv wird die Diagnose vom Hals Nasen Ohren Arzt oder vom Strahlentherapeut gestellt.
Spontanverlauf
Der Speichelverlust (Verminderung) ist definitiv, er fängt meistens nach einer Woche Bestrahlung an.
Behandlungsziel
Speichelersatz und Pilocarpin versuchen mit bescheidenem Resultat den Speichel zu ersetzen oder zu stimulieren. Neuerdings versucht man die Speicheldrüsen vor der Bestrahlung chirurgisch ausserhalb des Strahlenfeldes zu versetzen. Die hyperbare Sauerstofftherapie kann die Erholung von beschädigten Speicheldrüsen fördern. HBO verbessert die Mikrozirkulation der Speicheldrüsen und vermindert die Steifheit (Fibrose) der Zunge und des Halses bei Ratten. Es handelt hier wiederum u eine Wirkung ‘genetischer Ebene.
Klinische Studien
- 2008: Bei 66 bestrahlten Patienten, die wegen Osteoradionekrose am Kiefer behandelt wurden, verbesserte HBOT der Zustand Ihrer Zähne, die Mundtrockenheit, das Kauverhalten und den sozialen Kontakt.
- 2008: 21 bestrahlte Patienten wurden wegen Osteoradionekrose am Kiefer mit HBOT behandelt. Die Schluckbeschwerden gingen deutlich zurück und es kam zu einem subjektiven Anstieg der Speichelmenge und einer Verbesserung des Geschmackssinns.
- 2009: Im Vergleich zu bestrahlten Patienten, die keine HBOT erhielten, berichteten alle Patienten, die HBOT erhielten, über eine signifikante Verbesserung beim Schlucken, Verminderung der Mundtrockenheit, des klebrigen Speichels und des Mundschmerz. Sie konnten wieder in der Öffentlichkeit essen gehen.
- 2011: 25 von 45 Patienten mit Hyposalivation hatten einen signifikanten Anstieg des gesamten Speichels nach HBOT und 12 hatten wieder einen normalen Speichelfluss. Bei 69 Patienten mit Xerostomie war ein signifikanter Rückgang der Beschwerden zu verzeichnen.
- 2011: HBOT erhöhte die Speichelsekretionsrate und den Speichel-pH-Wert bei 16 bestrahlten Patienten. HBOT verringerte auch die Koloniedichte von S. mutans und Lactobacillus, was das Fortschreiten der Karies bei diesen Patienten verringern kann,.
- 2015: HBOT verbesserte die Xerostomie bei 64 % aller Patienten, die an Osteoradionekrose des Unterkiefers und Weichteilnekrose im Kopf- und Halsbereich litten.
- 2018: HBOT verbesserte das Speichelvolumen, verringerte die Beschwerden und verbesserte die Lebensqualität bei 34 Patienten 12 Monate nach Beginn der HBOT.
Praktischer Einsatz der HBO
Die Behandlung wird als Zusatztherapie zu Speichelersatz oder Pilocarpin und allgemeine zahnärztliche Pflege verwendet. Es werden 30-40 tägliche Sitzungen durchgeführt.
Strahlenschaden am Kiefer
Häufigkeit
Selten, dürfte 1-2% (1) sein bei moderner Strahlentechnik. Kommt öfters vor bei Patienten die nach der Bestrahlung weiter rauchen (2).
Merkmale
Nicht heilendes Mundgeschwür, Schmerz, Halsfistel, Zahnverlust, Nervenbefall im Gesicht nach Strahlentherapie wegen Mundkrebs
Diagnose
Untersuchung durch den Kieferchirurg, Röntgen, MRI, Gewebeentnahme
Spontanverlauf
Nicht heilende, infizierte Wunden im Mund- Halsbereich trotz Antibiotika und Chirurgie. Der Knochen kann so beschädigt sein dass es bis zum Kieferbruch gehen kann
Behandlungsziel
Verbesserte Wundheilung mit der Folge dass die Kieferoperation ein besseres Resultat bringt, Schmerzlinderung, Vermeidung von Knochenbrüche
Klinische Studien
Es gibt zahlreiche Studien darüber, fast alle sind Fallberichte mit unterschiedlichen Erfahrungen: pro (3), contra (4). Lediglich eine kontrollierte Studie, allerdings mit leichten Fällen fand keine Argumente für eine positive Wirkung der HBO (5). Die Situation bleibt daher umstritten (6).
- 2023: HBOT normalisiert das durch Bestrahlungen geschädigte Zahnfleisch zum Niveau einer normalen gesunden Gingiva.
Praktischer Einsatz der HBO
Die Behandlung wird als Zusatztherapie zu Antibiotika, Schmerzmittel und allgemeine Pflege verwendet und gilt als Verbesserungsmassnahme der Gewebe bevor einer allfälligen Kieferoperation. HBO kann ambulant durchgeführt werden. Es werden 30-60 Sitzungen durchgeführt.
Strahlenschaden am Gehirn
Häufigkeit
Sehr selten, es gibt wenig Zahlen. Man spricht von 4,7% der bestrahlten Kindern in einem mittleren Zeitraum von ca. 5 Jahren und 9% der Erwachsenen in einem Zeitraum von 1 Jahr.
Merkmale
Sehr unterschiedlich da es von der Lokalisation abhängig ist. Fängt an mit Müdigkeit, Kopfschmerzen bis zu Schwindel sowie die verschiedensten Beschwerden wie Lähmungen, Sehstörungen, Gleichgewichtsstörungen etc.
Spontanverlauf
Die Beschwerden bleiben stabil oder verschlechtern sich langsam
Behandlungsziel
Verbesserung der Durchblutung mit der Folge der Verbesserung der Beschwerden auch über Jahren hinweg. In vielen Fällen, verbessert sich auch das MRI.
Klinische Studien
- 1997: Zehn Patienten mit strahlenbedingten Hirnverletzungen, von denen acht durch Biopsie bestätigt wurden, besserten sich nach einer Reihe von 20 HBOT.
- 2003: HBOT verbesserte die Symptome einer Strahlenschädigung des Gehirns bei einem 68-jährigen Patienten, nachdem sich diese nach zweimonatiger Steroidbehandlung verschlechtert, hatten.
- 2009: HBOT war in drei Fällen von Strahlenschäden nach stereostatischer Radiochirurgie bei gutartigem Hirntumor, die gegen Kortikosteroide resistent waren, sehr erfolgreich.
- 2009: Ein Patient, bei welchem Steroide unwirksam waren, besserte sich mit HBOT.
- 2010: HBOT verbesserte sowohl die Gehirn- als auch die Sehnervenfunktion bei 16 Frauen mit strahlenbedingten Verletzungen ihrer Sehbahnen, wie durch MRT-Scans nachgewiesen. Parallel dazu besserte sich deutlich ihre Sehkraft.
- 2011: HBOT ermöglichte eine wesentliche Verbesserung der neurophysiologischen Leistungsfähigkeit bei 10 Langzeitüberlebenden eines Hirntumors, die eine Strahlenbehandlung erhalten hatten.
- 2014; HBOT verbesserte klinisch und radiologisch Patienten mit nachgewiesener Strahlenschädigung des Gehirns, Patienten berichteten auch über subjektive Verbesserungen.
- 2019: 13 Patienten mit Strahlenschäden im Gehirn wurden durch eine Kombination aus Steroiden und HBOT erheblich verbessert
- 2020: HBOT verbesserte 12 von 13 Patienten mit Strahlenschäden des Gehirns. Bei 4 von 8 Gehirn-MRTs wurde eine Verbesserung erzielt, während 4 stabil blieben.
Praktischer Einsatz der HBO
Es werden ähnlich wie bei den Strahlenschäden mindestens 40 tägliche Behandlungen appliziert, Dauer 8 Wochen.