Dekompressionskrankheit, Tauchunfall
Die Dekompressionskrankheit bzw den Tauchunfall wird am besten in einer Druckkammer mit hyperbarem Sauerstoff behandelt.
Häufigkeit
Selten, 1 schwerer Tauchunfall auf 5’000-10’000 Tauchgänge, in der deutschen Schweiz werden 8-12 pro Jahr mit HBO behandelt. Mit dem zunehmenden Tourismus nimmt aber die Gesamtzahl von Unfällen in berühmten Tauchregionen stets zu.
Bei einem zu schnellen Aufstieg werden die « Luftkerne (nuclei) » aktiviert die an der Gefässwand vorhanden sind. Sie speichern den, im Blut gelösten Stickstoff bis zur Blasenbildung (gleich wie beim öffnen einer Mineralflasche). Dadurch werden auch abnormale Gerinnungsvorgänge ausgelöst.
Merkmale der Dekompressionskrankheit (Tauchunfall)
Richtet sich nach der Tauchtätigkeit. Wichtig ist der unmittelbare Zusammenhang mit einem Tauchgang. (24-36 Stunden).
Es bestehen grundsätzlich zwei Typen der Dekompressionskrankheit Typ 1: gekennzeichnet von Gelenkschmerzen. Der Typ 1 wird meistens mit einer Behandlung gemäss Tabelle 5 der US Navy behandelt.
Der Typ 2 befällt wichtige innere Organe wie zum Beispiel Gehirn, Rückenmark, Innenohr und verursacht verschiedene Symptome wie Lähmungen, Schwindel, Gehörverlust, Verwirrtheit, starke Müdigkeit. Eine Druckkammerbehandlung muss sofort eingeleitet werden. Hier wird meistens die Tabelle 6 der US Navy verwendet.
Spontanverlauf
Schmerzen reagieren schlecht auf Analgetika. Sie dauern in der Regel Tagen bis Wochen. Nur wenige Taucher mit ernsten neurologischen Krankheitszeichen oder mit Gehörverlust heilen ohne Behandlung. In der grössten Mehrheit der Fälle kommt es zu permanenten neurologischen Defiziten oder Hörverlust mit oder ohne Tinnitus.
Behandlungsziel
Rasche mechanische Reduktion der Gasbläschengrösse die die Gefässe verstopfen, maximale Stickstoffentsättigung der Gewebe und der Gasbläschen, sofortige und maximale Oxygenierung der durch die Gefässverstopfung nicht mehr durchbluteten Gewebe.
Hyperbare Sauerstofftherapie bei Dekompressionskrankheit
- 1991: Dekompressionskrankheit bei Kampfjetpiloten wird mit einer einzigen HBOT geheilt, wenn schnell behandelt wird, später gibt es nur eine Teilheilung oder es kommt zu Rückfällen.
- 1993: Eine Verzögerung der Behandlung verschlechtert das Ergebnis bei schwer verletzten Tauchern.
- 2001: Rasches HBOT ist der Schlüssel zur Rettung der Gehörorgane bei Dekompressionskrankheit des Innenohres.
- 2010: Je schwerer die Beschwerden beim Ankommen in der Druckkammer sind desto schlechter ist die Endprognose, auch wenn sehr schnell behandelt wird.
- 2011: Das Alter, die Tauchtiefe, eine Blasenstörung, keine Verbesserung der Beschwerden bei Ankunft in der Druckkammer und ein Schweregrad grösser als 7 in der Skala von Boussuges sind Zeichen einer schlechten Prognose.
- 2004: In einer retrospektiven Studie von 166 Fällen, die von der US Navy unter optimalen Verhältnissen behandelt worden sind, wurde ein Behandlungserfolg von 97% erzielt. Laut dem DAN 2004 annual report war der Heilungserfolg der 348 mit HBO behandelten Sporttauchern von 71%. Aus den 101 Taucher die nach der HBO nicht « geheilt » waren, haben 45 einen Fragebogen ein Jahr nach Behandlung erhalten. 98% dieser 45 Taucher haben berichtet dass sie 1 Jahr nach der HBO vollständig geheilt waren.
2000: Schnelle Diagnose und Transport zur nächsten Druckkammer sind äusserst wichtig. Der Befall vom Innenohr hat eine schlechte Prognose.
- 2022: Eine verzögerte HBOT bleibt eine wirksame und nützliche Intervention. Eine kürzere Verzögerung bis zur Rekompression ist mit weniger Rekompressionen verbunden, die erforderlich sind, um eine Erholung oder ein Erholungsplateau zu erreichen.
Praktischer Einsatz der HBO
Es gibt keine Alternativbehandlung zur HBO. Nachdem die allfällige Reanimation des bewusstlosen Tauchers erfolgt ist, sollte die hyperbare Sauerstofftherapie so schnell wie möglich durchgeführt werden. Trotzdem scheint es dass Taucher, die erst 48 Stunden nach Beginn der Beschwerden zur Druckkammerbehandlung kommen, doch noch erfolgreich behandelt werden. In der Mehrheit der Fälle ist eine einzige Behandlung mit USN 6 genügend.